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Was gilt es beim Kauf eines Gebrauchtwagens zu beachten?
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Wie lässt sich erkennen, ob das Fahrzeug sein Geld wert ist?
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Unser Autor hat sich zu einer Besichtigung inklusive Probefahrt aufgemacht – und sich dafür einen Experten mit ins Boot – Pardon Auto – geholt.
Wer einen Mantel kaufen will, geht in die Stadt. Wer ein Auto kaufen will, in die Peripherie. Dahin, wo die Häuser weiter auseinanderstehen und sich die Felder bis zum Horizont erstrecken. Nach Rümlang zum Beispiel.
Gefunden habe ich unser Testfahrzeug – einen Mittelklasse-Personenwagen italienischen Fabrikats – auf einem grossen Schweizer Online-Marktplatz. Zur Besichtigung ins Zürcher Unterland begleitet mich Hans Dubach, seines Zeichens ehemaliger Garagist und Servicevertreter mit langjähriger Erfahrung im Gebrauchtfahrzeughandel.
«Das persönliche Gespräch mit dem Verkäufer ist sehr wichtig», erklärt mir Dubach, als wir uns zum Eingang des Occasionshändlers begeben. Wer war der Vorbesitzer? War er Raucher? Ist das Fahrzeug vier- oder achtfach bereift? Ist es unfallfrei? Letzteres sei nicht immer einfach zu überprüfen. Und darum Vertrauenssache, meint Dubach. Wer ganz sicher sein möchte, könne dies durch eine neutrale Expertenstelle prüfen lassen.
Ratsam sei, sich auf die Besichtigung vorzubereiten. Einen Fragenkatalog mitzunehmen. Vielleicht auch eine Begleitperson. Diese betrachte das Fahrzeug kritischer, objektiver als der Kaufwillige.
Digitale Tachos zu manipulieren, ist nicht so einfach
Der Garagist öffnet das Rolltor. Er hat uns schon erwartet und offeriert zum Empfang Kaffee nach italienischer Art. Das passt schon mal gut.
Wachen Geistes lassen wir uns das Testfahrzeug zeigen. Bevor wir es genauer unter die Lupe nehmen, frage ich den Experten Dubach, ob es wahr sei, dass die Tachos vieler Occasionen manipuliert seien. Klar ist: Eine Fälschung ist nicht nur bei analogen, sondern auch bei digitalen Anzeigen möglich. Doch: «Diese zu manipulieren, ist nicht mehr so einfach wie früher», meint Dubach. Die Gefahr stuft der Experte deshalb als verhältnismässig gering ein. Was bei der Einschätzung helfe: zu prüfen, ob die angegebene Laufleistung zum Gesamteindruck des Autos passe. «Wenn nur 20’000 Kilometer angegeben werden, aber sehr starke Gebrauchsspuren vorhanden sind, sieht man das relativ schnell.»
Weil Informationen zu Servicearbeiten und Reparaturen heute in der Regel digital hinterlegt sind, gehört bei neueren Fahrzeugen das Problem des fehlenden Servicehefts der Vergangenheit an. Als Käufer könne man Anbieter darum bitten, einen Auszug aus dem digitalen Serviceheft auszudrucken, sagt Dubach. So kann geprüft werden, ob allenfalls ein Wartungsstau stattgefunden hat.
Beulen, Kratzer, Steinschläge: Ein Gang ums Auto ist natürlich Pflicht. Nicht zuletzt im Hinblick auf einen potenziellen Hagelschaden, so Dubach: «Vielleicht ist das Auto noch versichert, und der Garagist könnte die Reparatur gleich ausführen.» Ob Rost noch ein Thema sei, will ich wissen. «In den Siebzigerjahren benutzte man ganz andere Bleche», meint Dubach. Der Korrosionsschutz habe sich erheblich verbessert. Aber dass man das Auto trotzdem nochmals genau daraufhin absuche, sei sicher sinnvoll. Am besten tagsüber bei gutem Licht.
Beim Prüfen der Reifen hilft der Zweifränkler
Weiter geht es bei den Reifen mit der Prüfung der Profiltiefe. Das geht ganz einfach mit einem Zweifränkler: Ist der Sockel der Helvetia nicht mehr sichtbar, beträgt die Profiltiefe mindestens vier Millimeter. «So weiss ich, dass die Reifen noch in Ordnung sind und ich problemlos noch 4000 bis 6000 Kilometer damit fahren kann.»
Wir öffnen die Motorhaube. Und schweigen. Bis die Boeing 777 über uns etwas an Höhe gewonnen hat und wir wieder in normaler Lautstärke miteinander sprechen können. «Ein Laie erkennt hier in der Regel nicht viel», sagt Dubach. Als privater Käufer dennoch kontrollieren könne man aber, ob der Motorraum sauber sei, was darauf hindeute, dass das Auto geprüft worden sei. Auch die Flüssigkeitsstände könne man gut selbst kontrollieren oder den Verkäufer fragen, ob er dies getan habe.
Wir steigen ein. Hans Dubach begutachtet den Zustand des Interieurs, sucht nach grösseren Kratzern oder Rissbildungen im Armaturenbrett und am Lenkrad. Prüft, ob die Beleuchtung funktioniert. Ob eine Klimaautomatik eingebaut ist, wie die Musikanlage klingt und sich die Ledersitze anfühlen. «Es spielen auch individuelle Vorlieben mit; diese gilt es in die Beurteilung miteinzubeziehen.»
Nach dem Starten des Motors ist es wichtig, dass die kurzzeitig aufleuchtenden Prüflampen wieder erlöschen. So kann davon ausgegangen werden, dass alle Systeme funktionieren.
Wir fahren los. Dreissig, fünfzig, achtzig, hundertzwanzig. «Ich würde empfehlen, alle Richtgeschwindigkeiten zu fahren und zu prüfen, wie sich das Fahrzeug verhält.» Verläuft der Gangwechsel flüssig? Wie beschleunigt das Auto? Sind Vibrationen zu spüren oder kommt das Fahrzeug gar ins Stottern, stimmt etwas nicht.
Wie die Preisverhandlung verlaufen sollte
Vor lauter Technikprüfung sollte man nicht vergessen, auf seinen Bauch zu hören. Und seinen Rücken. Denn «wichtig ist, dass ein Auto bequem ist. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man ein Auto kauft und dann feststellt, dass man sich darin nicht wohlfühlt.» Eine längere Probefahrt ist daher sicher von Vorteil. Verspannungen entstehen selten, wenn man nur rasch um den Block fährt.
Das Testfahrzeug sei in tadellosem Zustand, resümiert Dubach, als wir die Auffahrt der Garage erreichen. Normalerweise käme es jetzt zu einer allfälligen Preisverhandlung. Wie viel lässt sich da bei einem Händler noch herausholen? Ein paar hundert Franken lägen sicher drin, meint der ehemalige Autoverkäufer, mehr jedoch nicht. «Wird ein Gebrauchtfahrzeug für 25’000 Franken angeboten und bei der Preisverhandlung ein Nachlass von 20 Prozent gewährt, ist etwas nicht seriös.» Mehr Spielraum bestehe bisweilen beim Zubehör. Vielleicht erhält man als Käufer einen Satz Winterreifen dazu, eine aktuelle Autobahnvignette aufgeklebt oder einen Dachträger obendrauf.
Der Garagist öffnet mir galant die Tür. Er weiss, dass wir das Fahrzeug nur zu Recherchezwecken getestet haben und er uns nichts verkaufen kann, dennoch bleibt er ganz in seiner serviceorientierten Rolle. Ein positives Kundenerlebnis auf der ganzen Linie. Ein gutes Bauchgefühl. Es ist das Wichtigste.